Unsere erste Anreise mit dem PKW durch Polen nach Litauen Im Jahr 2005

 

Am 31.Juli 2005, abends um 21.30 Uhr starteten wir von unserem Wohnort Hohentengen (D) die damals noch 1950 Kilometer-Reise nach Panevezys (LT). Wir fuhren auf schnellstem Weg über diverse Autobahnen in Richtung Berlin. Wir wussten dass wir in Deutschland viel Zeit für die lange Reise gutmachen können. Deshalb wurden die geplanten Pausen für körperliche Bewegung mit den Tankpausen verbunden. Als dann Frankfurt (Oder) angeschrieben war freuten wir uns: „Das erste Etappen-Ziel war fast geschafft!"

 

Um 6.30 Uhr überfuhren wir schließlich die Grenze nach Polen, wo wir kurz darauf einen weiteren Tankstop einlegten. Es war das erste mal dass ich in Polen war. Ich war etwas nervös. Schließlich hört man viel negatives was Diebstahl und Kriminalität betrifft, weshalb auch immer einer von uns im Auto geblieben ist. :-)

 

Der Zustand der Straßen war auch nicht gerade das, was man als gut bezeichnen könnte. Tiefe Spurrillen der Lkw´s oder Schlaglöcher im Asphalt waren nicht nur gut sichtbar sondern zwangen mich oft das Lenkrad mit beiden Händen festzuhalten. Die Nachteile eines tiefergelegten Autos wurden mir in Polen erst richtig bewusst!

 

An den Fahrstil der Polen und der Lkw-Fahrer musste ich mich ebenfalls erst gewöhnen. In Polen wird nämlich gerne überholt, auch bei Gegenverkehr... und auch die Lkw´s tun dies als ob es selbstverständlich wäre!! Ist aber nicht weiter schlimm, aber es ist von Vorteil wenn man öfter als man es vielleicht gewohnt ist, in die Rückspiegel seines Pkw´s guckt und auch den Gegenverkehr stets beachtet. Außerdem ist der Straßenbegrenzungsstreifen ca. 1 bis 1,5m breit und in der Regel asphaltiert. Wird man selbst überholt oder kommt einem ein anderes Fahrzeug entgegen, fährt man einfach mehr rechts auf den Begrenzungsstreifen und es gibt keine Probleme. Die Polen bedanken sich in den meisten Fällen auch durch Blinkzeichen in Form von „Blinker links, Blinker rechts, Blinker links, Blinker rechts..."! Jedenfalls hat es mir nach ungefähr 30 Minuten Eingewöhnungszeit sehr viel Spaß gemacht in Polen zu fahren und mich dem dort üblichen Fahrstil angepasst. Nur das Tempolimit sollte unbedingt einhalten werden, auch wenn es einem auf manchen Straßenabschnitten, teilweise unbegründet, sehr langsam vorkommt. Wir haben in Polen auf der ganzen Strecke immer wieder Polizei und Radarkontrollen gesehen.

 

Warschau stand ja schon vor dem Grenzübergang auf den Hinweisschildern angeschrieben und so fuhren wir auf der E30 über Swiebodzin und Trzciel ungefähr 70 Minuten bis kurz vor Nowy Tomysl wo sich die Auffahrt zur Autobahn A2 befindet. Der Zustand der Autobahn war sehr gut und viel Verkehr gab es um diese Zeit auch nicht.

Vorbei an der größeren Stadt Poznan fuhren wir ungefähr 150 Kilometer bis Konin, wo die Autobahn leider schon wieder zu Ende war. Auf diesem kostenpflichtigen Autobahnteilstück gab es drei Mautstellen. Euro-Geldscheine wurden dort gerne angenommen, zurück bekam man dann Zloty.

 

Ich hätte mir gerne mehr Autobahn gewünscht, da wir gerade mal ein Drittel von der Gesamtstrecke durch Polen bewältigt hatten und wir die restlichen ca. 550 Kilometer bis zum Grenzübergang nach Litauen auf Landstraßen fahren würden. Von Konin bis Warschau geht es jetzt ca. 200 Kilometer auf der E30 weiter.

 

Warschau ist eine riesige Stadt mit zum Teil 4- bzw. 8-spurigen Straßen, großen Kreuzungen und vielen, bunten, Reklametafeln oder Plakatwänden. Zum durchfahren geht Warschau recht gut. Immer auf der E30 mitten in die City und dann irgendwann, gleich nach einer Unterführung, links in Richtung Bialystok auf die E67 abbiegen. Wir sind aber nicht bis Bialystok gefahren, sondern bei Ostrow Mazowiecki in Richtung Lomza weitergefahren. Wir wollten so Kilometer und Zeit sparen, wussten aber nicht das zu diesem Zeitpunkt auf diese Strecke an vielen Stellen die Straße neu gemacht wurde. Schotter… Asphalt… Schotter… Asphalt… so ging das über einige Kilometer und wir kamen kaum vorwärts. Wir bewegten uns mit Geschwindigkeiten zwischen 40 und 70 Km/h und dennoch rückten Augustow und Suwalki immer näher.

 

Am späten Nachmittag, so gegen 17 Uhr, überquerten wir schließlich problemlos die Grenze nach Litauen. Die Beamten wollten nur die Ausweise und die Fahrzeugpapiere sehen und schon konnten wir weiterfahren.

Wir waren jetzt schon über 19 Stunden unterwegs und die bis dahin immer mal wieder aufgetretene Müdigkeit wurde mit reichlich Red Bull gleich wieder weggespült.

 

Kurz nach der Grenze fuhren wir die erste Tankstelle in Litauen an und deckten uns u.a. mit Zigaretten ein. Für eine Stange Marlboro bezahlten wir umgerechnet ca. 10,- Euro und auch das Benzin war, wie auch schon in Polen, deutlich günstiger als in Deutschland.

 

Wir führten unsere Reise nach Panevezys auf der E67 fort. Die Straßen wurden wieder auffallend besser und wir erreichten um ca. 19.00 Uhr die Stadt Kaunas. Um 20.30 Uhr hatten wir nach 23 Stunden Autofahrt unser Ziel erreicht und wurden von Daiva´s Familie schon erwartet und herzlichst begrüßt.

 

ZUSATZINFORMATION

Seit unserer damaligen Reise im Jahr 2005 hat sich viel verändert. Die Autobahn A2  ist seit 2012 nun bis Warschau schon durchgängig befahrbar. 

 

Auch die (Hauptverkehrs-)Straßen sind größtenteils nicht schlechter als bei uns. Der Fahrstil der meisten Polen wurde defensiver was sich eventuell durch höhere Strafen auswirkte. Die Polizei-Präsents auf den Transit-Strecken ist nach wie vor da und es gibt sehr viele "Starenkästen", besonders innerhalb geschlossener Ortschaften.

 

Die oft von Unwissenden geschürte Angst  vor Überfällen, Autodiebstahl oder ähnlichen Vorfällen in Polen, Litauen oder anderen osteuropäischen Ländern halte ich für unbegründet bzw. sehe ich das Risiko dort nicht höher als in anderen Ländern...

Wir sind jetzt insgesamt schon 11 mal nach Litauen und zurück gefahren. Jedes mal durch Polen und haben uns somit über 18´000 Kilometer alleine durch Polen bewegt. Noch nie mussten wir Angst haben oder schlechte Erfahrungen machen...

 


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